Sonntag, 3. November 2019

Die Zeit der Wurzelgräber

Enthält unbeauftragte und unbezahlte Werbung wegen Namensnennung und  Buchempfehlung, dafür aus eigener voller Überzeugung 😀

 
Ihr Lieben, 
das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wobei es nur ein kalendarisches Ende ist. Die Natur wandelt sich, sie hat alles gegeben was sie vermochte und nun ist es Zeit sich zurückzuziehen. Die Bäume haben ihre Blätterpracht losgelassen, vielleicht um Energie zu sparen für diese letzte Jahreszeit, welche auch den Übergang ins neue Kalenderjahr begleitet. Die letzten Blüten leuchten noch aus dem verwelkten Gestrüpp. Die Pflanzen ziehen ihre Energien zurück in ihre Wurzeln um sich auf den Winter vorzubereiten.
Bizarre Geschöpfe stehen da plötzlich in der Natur. Sie lassen ihre Leuchtkraft schwinden um sich ganz auf ihr Innersten zu konzentrieren. 



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Und da ist die Zeit des Wurzelgräbers gekommen. Heiltränke, Tinkturen aus Wurzeln werden vor dem Frost in der kalten Jahreszeit gesammelt. Die Heilpflanzen konzentrieren nun ihre Heilkräfte auf den Bereich der im Boden verborgen ist, ihre Wurzeln. 
In diesem Herbst habe ich mich auf die "wilden Karde" besonnen. Besonders in ihren Wurzeln konzentriert sie ihre vielfältigen Heilkräfte zur Stärkung unseres Immunsystems. Ich möchte eine Tinktur bzw. ein Elixier in Alkohol ansetzen.


Die wilde Karde darf hier noch in der freien Natur wachsen



 


Im Frühsommer bis Herbst zeigt die Karde ihre wandelnden Blütenreifen auf dem Haupt der Pflanze. 





Im braun/grauen Gewand zeigt sie den Wurzel-Suchenden den Weg. 
Ihre Zeit ist vorbei, sie kann erinnern an eine blühende kraftvolle Zeit und hinweisen auf ihre kraftvollen Nachkommen. Denn die wilde Karde ist zweijährig. Während sie in voller Pracht stand und nach der Blüte ihren Samen weit versprühte, entwickelten sich die Nachfolger mit einer schönen Blattrosette und erwarten ihren starken Auftritt im folgenden Jahr.


junge Blattrosette der wilden Karde


Diese Blattrosetten habe ich gesucht und hoffe auf ihre stärkende und unterstützende Kraft in der kalten dunklen Jahreszeit.
Nun möchte ich unbedingt hinzufügen, daß mich selten eine Handlung so beeindruckt wie das Graben nach Wurzeln. Ich weiß, ich nehme dieser Pflanze die Chance auf ein Werden im kommenden Jahr. Deshalb ist es mir persönlich wichtig, nur so viel der Natur zu entnehmen, wie ich tatsächlich brauche. Recht ehrfürchtig gehe ich ans Werk und  bedanke mich im Stillen für diese Gabe.
Kardenwurzeln haben lange pfahlartige Wurzeln mit kleinen Nebenwurzeln. 
Mit dem Spaten und vorallem mit Handschuhen wird die Wurzel aus der Erde gehoben. 


Die Wurzeln und das Blattwerk werden gewaschen und geputzt und welke Blätter entfernt. 

Links im Foto kann man schon sehen, warum Handschuhe notwendig sind. Die Blätter sind durch ihre Stacheln sehr wehrhaft.





Hier im Bild kann man nochmal genau sehen, daß die Blätter nicht nur an den Blatträndern sehr spitze Dornen aufweisen. Auch die Blattoberfläche ist zwar mit kleineren, dennoch spitzen Stacheln bedeckt.


spitze Dornen am Blatt der wilden Karde





Ich lasse die gewaschenen Wurzeln und Blätter noch bischen trocknen und schneide sie dann klein. Ich verwende Blatt und Wurzel. Auch wenn die Blätter weniger Heilwirkung haben als die Wurzel, dürfen sie trotzdem in meine gewünschte Tinktur. So habe ich die Pflanze ganzheitlich im Ansatz und wegwerfen möchte ich die kräftig grünen Blätter nicht.


Die Heilwirkung war bereits in der alten Zeit bekannt. Die Wurzel wirkt harn-, galle- und schweißtreibend. Traditionell wird sie eingesetzt bei Gicht, Arthritis, Rheuma, und neuerdings auch bei Borreliose. Weitere Anwendungsmöglichkeiten wurden bei Hauterkrankungen erprobt, wie z.B. Dermatose, Furunkel, Akne. Schon im 1. Jhd. empfahl der griechische Arzt Dioskurides, die Wurzel mit Wein oder Essig gestoßen  als Auflage bei Hautkrankheiten.

 
Hildegard v. Bingen schrieb:
"Ein Mensch der Gift gegessen oder getrunken hat, pulverisiere Kopf, Blätter und Wurzel der Karde und nehme dieses Pulver entweder in einer Speise oder einem Trank zu sich. Und wenn jemand Ausschlag hat nehme er das Pulver und mische es mit Fett und reibe sich damit ein. 
Er wird geheilt werden."


Für eine kräftige Wirkung meiner Kardentinktur fülle ich ein vorher sterilisiertes Schraubglas mit meiner Wurzel und den Blättern. Dann gieße ich mit einem 38%igen Doppelkorn auf. Man kann auch Wodka nehmen.
Das Glas lasse ich verschlossen an einem warmen Ort ca 
3 Wochen lang ausziehen (mazerieren). 
Es ist auch möglich, die Pflanzenteile mit einem Mixer zu pürieren und dann mit Alkohol aufzugießen. Dann ist die Tinktur schon am nächsten Tag anwendbar.
Aber ich habe Zeit und gebe mich der Muse hin, meine Kardentinktur täglich zu schütteln und dabei zu entdecken, daß der Alkohol immer mehr eine dunkle Färbung annimmt.
Nach 3 Wochen filtere ich meine Tinktur durch ein Tuch und bewahre sie in einer dunklen beschrifteten Flasche auf.
Da ich schon Erfahrung in der Verwendung habe, werde ich die Kardentinktur zur Stärkung meines Immunsystems anwenden. Dazu nehme ich sie in kleiner Dosierung, 3x täglich 3 Tropfen ein.
Meine Erfahrung basiert einmal aus der mehrjährigen Verwendung der Kardentinktur. Und vorallem von der intensiven Beschäftigung mit dieser Heilpflanze.

 (Unbezahlte Werbung wegen Buchempfehlung und Namensnennung)


 Meine Erfahrungen habe ich unter anderem auch dem Buch  " Borreliose natürlich heilen" 
von Wolf-Dieter Storl zu verdanken. 
Ich kann es sehr empfehlen zu lesen. Mir hat es viel Inspiration gegeben und es steht viel geschichtliches zur Verwendung dieser sehr alten Heilpflanze  in diesem Buch.



Mein Mann ist einem Zeckenbis zum Opfer gefallen und wir waren auf der Suche nach einer natürlichen Behandlungsmethode. Seit dieser  erfolgreichen Anwendung ist die Kardentinktur ein unverzichtbares Naturheilmittel in unserem Haushalt. 
Wurzeln können vom Spätherbst, wenn also die Energien sich zurück ziehen, gegraben werden bis zur Wintersonnenwende. Dann darf die Natur ruhen. 
Wenn der starke Frost im späten Januar oder Anfang Februar vorüber ist und es eine Ahnung von Frühling gibt, ist noch einmal die Zeit gekommen, wo wir nach Wurzeln graben können. 
Das ist der Zeitpunkt, bevor sich die ersten grünen Sprosse herauswagen um sich mit Sonnenenergie aufzutanken und dem Licht entgegen zu wachsen.

Also, es ist Zeit an die Wurzel zu gehen. Im übertragenen Sinne auch für uns. Es ist an der Zeit das Haus zu wärmen und die Einkehr so schön wie möglich zu gestalten. Wir besinnen uns mehr auf uns. Lassen wenn möglich die Uhr etwas langsamer gehen und vielleicht kommen dann die Gedanken und bescheren uns eine innere Schau:
Wie geht es mir? Wie geht es meinem Nächsten?
 An wen habe ich lange nicht gedacht?




Es ist schön, sich diese Zeit schenken zu können. Sie entspannt und wärmt das Herz, läßt uns zur Ruhe kommen.
Diese Momente der Einkehr wünsche ich uns allen.
Vorallem eine erkältungsfreie Zeit, 
wenn es draußen grau in grau und regnerisch ist. 





Macht es Euch schön heimelig, 
schenkt Euch Zeit und frohe Gedanken. 
Darüber freut sich auch das Immunsystem.

Bis bald 
Eure Pia








5 Kommentare:

  1. Pia, diese Heilpflanze war mir völlig unbekannt. Alleine ihr Erscheinungsbild flößt schon Respekt aus. Es braucht schon viel Wissen und Erfahrung mit diesem Gewächs, großartig, was Du alles weißt.
    Und so schön geschrieben, der November ist geehrt :))
    Ich wünsche Dir eine wahrlich heilkräftige Zeit, wenn die Uhren ein wenig langsamer ticken, Du ziehst sicherlich Kraft daraus, lass Dich ganz lieb grüßen, Deine Méa

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  2. ..."Respekt ein", sollte natürlich heißen, oi ;)

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  3. Liebe Mea, so schnell hast Du mich besucht -ich freue mich sehr. 😊
    Ja, die wilde Karde ist auch bekannt als Weberkarde. Sie wurde im Mittelalter schon verwendet um Wolle zu kardieren. Die Widerhaken an den stacheligen Köpfen eigneten sich sehr gut dafür.
    Der November ist so gar nicht mein Monat. Deshalb fülle ich noch die Zeit und werkele vor mich hin, dann ist es auch wieder schön, wenn eine Pause ist und ich die Füße hochlege.
    Dir eine kuschelige Zeit, liebe Grüße. Pia

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  4. Liebe Pia,
    wieder viel gelernt. Danke und einen ganz ganz lieben Gruß!
    Hab einen erfolgreichen Wurzelnovember
    Elisabeth

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    1. Herrlich - Wurzelnovember! :D
      Danke Dir, liebe Elisabeth und liebe Grüße auch an Dich.
      Pia.

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